Halbe-halbe.
Letztes Mal habe ich von der Liebe geschrieben. Vom zurückgekehrten Traummann. Aber habe ich auch erwähnt, dass M. mein Nachbar ist? Das war damals in der Erstauflage unserer Beziehung schon wunderbar, während der Trennung ein Albtraum und ist jetzt die absolute Krönung.
M. nennt hier auch eine Garage sein Eigen. Sein Auto stand aber noch nie drinnen. Es war bloß Stauraum für Dinge, die irgendwie ständig im Weg oder sperrig sind. Was habe ich ihn immer darum beneidet, fehlt meiner Wohnung doch sowohl ein Abstellraum als auch ein Kellerabteil.
M., immerhin „schuldig“ an meinem Künstlertun, hatte mir damals schon angeboten, ein wenig Platz für die Malerei zu schaffen, weil es im Wohnzimmer wirklich oft mühsam und hinderlich ist. Ich muss alles rundherum zur Seite schieben, abdecken, kann trotzdem nicht wirklich klecksen und schon gar nicht sprühen, muss die Katzen davon abhalten über Acrylfarbe zu laufen oder unter das Abdeckpapier zu rutschen und letztendlich darf ich nichts liegen lassen, sondern muss alles fein säuberlich wieder wegräumen, eben wegen meiner zwei felligen Mitbewohner. Das Bild ist natürlich oft nicht fertig und alles wiederholt sich beim nächsten Durchgang. Sein Angebot hatte ich aber dennoch nicht angenommen. Ich fand es aus mehrfacher Sicht nicht passend.
Ein eigenes Atelier ist unleistbar. Ein Luxus für jeden Künstler. In weiter Ferne. Ich konzentriere mich wieder auf das Positive am Malen im Wohnzimmer: meine Katzen sind nicht alleine, ich kann zum 3. Mal meine Lieblingsserie im Hintergrund laufen lassen und… ja, ich glaube, das war es dann auch schon 😉.
Anfang 2024. M. steht vor mir, meint, wir gehen das Garagenprojekt nun an. Basta! Wir machen halbe-halbe.
Es wird ausgemessen, geplant, Regale bestellt, wir arbeiten super im Team. Und plötzlich ist es fertig. Was ist es denn nun? Lustigerweise geht M. ins „Atelier“ und ich gehe in die „Garage“.
Ich habe eine halbe Garage zum Malen, er hat… auch nur noch eine halbe Garage 😉 – für ganz viel Zeugs. Dieses Zeugs ist aber nun besser sortiert, übersichtlich verwahrt (Jaja, liebe Leute, ich muss es ihm schon auch schmackhaft verkaufen! 😉) und glänzt in kreativer Umgebung. M. trägt es wahrlich mit Fassung, ist nicht geizig mit seinem Platzangebot und freut sich ehrlich über die Aufwertung des bisher vernachlässigten Raums.
Wikipedia sagt, ein Atelier (aus dem Französischen für Werkstatt), ist der Arbeitsplatz eines Kreativen. Nun habe ich es also. Ein Atelier. Es hat zwar keine Fenster, aber jeweils ein großes Tor zu beiden Seiten. Im Winter ist es zu kalt, ich muss wieder ins Wohnzimmer übersiedeln. Es sind nur ca. 15m². Aber ich liebe es! Was vor kurzem undenkbar war, erlebe ich jetzt voll Dankbarkeit. Ich darf klecksen, sprühen, schütten, alles stehen lassen – auch wenn sich das ohnehin nur schwer mit meinem Ordnungssinn vereinbaren lässt – und ich darf euch einladen!
Als Probelauf zu den NÖ Tagen der offenen Ateliers (https://www.kulturvernetzung.at/de/presse-noe-tage-der-offenen-ateliers/) im Herbst öffne ich bei Schönwetter mein kleines Atelier erstmals am 6. Juli. Nähere Infos gerne per Email oder Telefon – die Spontanen unter euch kommen einfach so ab ca. 11 Uhr vorbei (Achtung, bei Regenwetter findet es ein anderes Mal statt).
Ich freue mich über euren Besuch,
Eure M.